Das ist schon manchmal echt ungewöhnlich hier. Die Balinesen haben einen tief verwurzelten Glauben der das Alltagsbild prägt und teilweise dominiert. Der Agama Hindu Dharma ist die offizielle Religion von über 90 % der Balinesen, der hinduistische Glaube wurde aber als er auf die Insel kam stark vermischt mit dem damals vorherrschenden Geisterglauben und daher weicht der balinesische Hinduismus deutlich vom indischen ab. Mit den Augen eines Besuchers, der nur für ein paar Wochen hier ist, sieht das alles sehr schön aus, die Gewänder, die ständigen Opfergaben, die Prozessionen und natürlich die typisch balinesischen Tempel überall. Soweit ich das verstanden habe, muss jedes Haus mindestens einen Tempel haben. Dann gibt es anscheinend noch einen Familientempel, bei diesem wird zu besonderen Anlässen gebetet, die ganze Familie kommt zusammen auch wenn der Tempel auf der anderen Seite Balis (oder einer umliegenden Inseln) ist. An diesen Tagen (sind anscheinend auch Familienintern festgelegt) wird dann gebetet anstatt zu arbeiten zu gehen.
Die Frauen gehen hier mit der Hochzeit über zur Familie des Mannes, an besonderen Tagen im Jahr, müssen diese aber auch nochmal zurück zu ihrem vorherigem Familientempel. Es gibt noch viel mehr Regularien die eingehalten werden müsssen und Anlässe für Festtage, aber das übersteigt dann noch meine Kenntnis. Aber kommen wir zurück zu den Opfergaben. Die findet man hier überall, vor Hauseingängen, Geschäften, Kreuzungen, Brücken, und natürlich den Haus-Schreinen. Mehrfach täglich werden diese Blattschalen gefüllt mit Blüten, Reis und sogar teilwise Süssigkeiten/Zigaretten erneuert. Das bisherige Maximum an Opferschalen die täglich hergestellt werden müssen habe ich in Ubud erlebt, eine Verkäuferin macht dort für ihr Haus und ihr Geschäft jeden Tag 200 Schalen, sie saß dementsprechend auch ständig auf dem Boden und hat Blätter zu den Schälchen zusammengetackert. (Die Marktfrauen machen wohl täglich über tausend Stück, aber die verkaufen sie dann auch…) Bei dieser hohen Anzahl machen sich die wenigsten noch die Mühe die Schalen traditionell mit harten Gräsern festzustecken, sondern der Allzweckhefter wird bemüht. Sonderlich umweltfreundlich ist diese moderne Methode aber nicht bei mindestens 5 Klammern pro Schale. Was aber für uns das absurdeste ist, auch wenn es viel Mühe gekostet hat diese Opfergaben herzustellen, sobald sie einmal liegen ist ihre Schuldigkeit getan. Tiere, vor allem Ameisen, fressen den Reis und die wenigsten Balinesen beachten fremde Opfergaben. Diese Szene haben wir in Ubud festgehalten:
Wie heißt es noch so schön beim Kartenspiel: Was liegt, liegt! Nachdem die Balinesen ja glauben, dass die guten Geister in den Bergen wohnen und die Dämonen im Meer, werden auch beide Parteien bedacht. Den guten Geistern wird mit den Gaben gehuldigt und die bösen versucht man zu besänftigen, um vor Erdbeben und dergleichen verschont zu bleiben (dabei sind die Opfergaben auf den Boden für die Dämonen gedacht und die für die Götter liegen leicht erhöht, und werden mit mehr Sorgfalt bedacht). Dieser Versuch Harmonie zu erwirken, zieht sich auch durch die ganze Wesensart der Balinesen, die zumeist versuchen, jeden Konflikt zu vermeiden. Dass es aber auch anders geht, haben uns einmal wieder ein paar Guides gezeigt, diesmal bei der berühmtesten Tempelanlage Balis, der Pura Besakih. Hoch oben auf dem Berg liegend ist diese nur über kleine Straßen zu erreichen, einmal an der Zufahrtsstraße angekommen, werden wir direkt von 6 Leute umlagert die auf uns einreden und Eintrittskarten ins Gesicht drücken. Aber nicht gemeinsam, sondern jeder versucht der Erste zu sein. Da fragt man sich doch als verwunderter Besucher, wie offiziell diese ganze Einlage ist, wenn sie anscheinend auf Provisionsbasis arbeiten. 6 Leute sind aber anscheinend nicht genug, 3 Uniformierte (das heißt hier aber leider nicht immer was, bzw. sogar wenn es Polizisten sind können die auch „private“ Interessen verfolgen) lungern da auch noch rum, also braucht man hier offensichtlich 9 Personen die an dieser einspurigen Zugangsstraße deutlich unterbeschäftigt abhängen. Einmal angekommen am Tempel, werden wir zunächst beackert wegen Park und Sarong-Leihgebühren um dann letztendlich vor dem Tempel von Guides darauf aufmerksam gemacht zu werden (die wieder sofort auf uns einquatschen) , dass ein Zutritt der Tempelanlage nur mit Guide möglich ist (der natürlich bezahlt werden muss). Nachdem wir die Typen wegen ihrer offensichtlichen Lügen ignorieren, werde ich noch beschimpft, ihn und seine Kultur nicht zu respektieren. Dann wurde es mir zu viel und ich konnte nur lautstark erwidern, dass ich zwar seine Kultur respektiere aber dass er meinen Respekt nicht verdient hat. Als wir die ersten Treppenstufen hochgingen rief der Typ dann noch hinter uns her, wir müssten anhalten, dass wir nicht weiter gehen dürfen. Aber wir hatten Recht, man kann dort alleine herumlaufen und die Guides haben uns glatt belogen. Ich schätze dagegen haben dann deren Geister aber nichts, sobald wieder die Opfergaben liegen … Es gibt hier leider so viele Leute die einen ständig versuchen übers Ohr zu hauen. Dieses Gefühl, muss ich zugeben, ist auf Dauer ganz schön erschöpfend. Überall wird man abgezockt, bekommt überteuerte Taxifahrten, Bustickets, Essenpreise – oder muss irgendeinem Wegelagerer (zumeist Uniformiert) auf einmal Gebühr bezahlen, um eine Straße passieren zu dürfen. Sogar in vielen kleinen Supermärkten wird man verarscht wenn man die Preise nicht kennt, da diese nicht ausgeschildert sind. Es geht ja nicht darum, dass man als Tourist auch ruhig etwas mehr zahlen kann für den Bus, wenn aber der Busfahrer partout das 20fache des Fahrpreises haben will, dann wäre das ja ungefähr so als ob ein Berliner UBahn Fahrer vom naiven Touristen für das Einzelfahrtsticket ohne mit der Wimper zu zucken erst einmal 40 Euro verlangt. Dazu gehört schon eine Portion Dreistigkeit.