Cambodian Border – Omnipresent Corruption

Es war Zeit die Hängematte einzupacken und dem Mikrokosmos der Entspannung auf Don Det zu entfliehen. Dafür hatten wir einen Minibus Transfer bewusst nur bis zur Grenze nach Kambodscha gebucht, denn vorab hatten wir von anderen Reisenden schon so einige Storys über die Kambodschanischen Grenzbeamten und ihre großen Taschen gehört… (Weiterlesen)


Allgegenwärtige Korruption an der Kambodschanischen Grenze

Es war Zeit die Hängematte einzupacken und dem Mikrokosmos der Entspannung auf Don Det zu entfliehen. Dafür hatten wir einen Minibus Transfer bewusst nur bis zur Grenze nach Kambodscha gebucht, denn vorab hatten wir von anderen Reisenden schon so einige Storys über die Kambodschanischen Grenzbeamten und ihre großen Taschen gehört. Der gesamte Staatsdienst ist in diesen Ländern einfach mit Korruption durchwoben, die umso schlimmer wird je mehr Macht die entsprechenden Personen haben. Die Grenzbeamten Kambodschas besitzen laut der aufgeschnappten Erzählungen vor allem aber auch eine unfassbare Dreistigkeit mit der sie das Schmiergeld einfordern. Nun denn, aus diesem Grunde wollten wir nach der Grenze keinen zusätzlichen Zeitdruck durch einen auf uns wartenden Bus haben, falls sich unser Einreiseprozess in die Länge ziehen sollte.

Denn ich hasse Korruption und mich ärgern alle die das aktiv fördern oder sich der Bequemlichkeit halber darauf einlassen. Ich hasse es ebenfalls manchmal diesen System ausgeliefert zu sein, aber man ist nun mal in einem anderen Land und wenn man nicht aufpasst findet man sich in Situationen wieder, in denen man auf das Wohlwollen gewisser Menschen angewiesen ist. Da muss ich mich nur an Indonesien zurückerinnern, wir hatten die Wahl (nicht durch eigene Schuld) entweder unser Visum am offiziellen Weg vorbei zu erneuern oder schlicht und ergreifend kurzfristig auszureisen, was mit hohen Kosten verbunden gewesen wäre. Zudem dauert die Verlängerung des indonesischen Visums auf offiziellem Weg jeden Monat circa 10 Tage und es werden 3-4 Besuche auf der Immigration dafür benötigt um den Prozess abzuschließen. Das hätte also bedeutet dass wir uns während unserer fast fünf Monate in Indonesien alle 3 Wochen in einer Stadt mit Einwanderungsbehörde für über eine Woche hätten aufhalten müssen. Diese Visa Regularien in Indonesien sind einfach unterirdisch schlecht und unrealistisch einzuhalten.

Aber diesmal lag der Fall ganz anders. Es ist unter allen Reisenden bekannt, dass jeder der über die Grenze nach Kambodscha einreisen möchte, egal ob von Vietnam, Thailand oder Laos aus, mit Korruption konfrontiert wird – am schlimmsten ist es wohl an der thailändisch-kambodschanischen Grenze. Warum? Diesen Grenzübergang nutzen die meisten Backpacker und andere vermeintlich reiche ausländische Touristen für einen Kurztrip nach Kambodscha um Angkor Wat zu sehen oder um kurz ein- und wieder auszureisen um eine neues thailändisches Visum zu erhalten. Das Visum selbst kostet $ 20, aber wir haben von Leuten gehört die dazu gebracht wurden nochmal $ 20 Dollar extra auf den Tisch zu legen. Da wird dann auf einmal das Fehlen sechs freier Passseiten angemahnt, neue Regularien angegeben, andere Passfotos verlangt oder was auch immer der Grenzer sich sonst noch so alles einfallen lassen kann um ein paar extra Dollar zu machen.

Wie sah das nun also bei uns aus? Mit bestimmt 70 anderen Touristen warteten wir auf die Mini-Vans in Richtung Grenze und mussten feststellen, dass wir die einzigen waren die nur den Trip bis zur Grenze gebucht hatten. Eigentlich alle anderen hatten sich sogar schon ihren Bustransfer für fast $ 30 oder mehr nach Phnom Penh oder Siem Reap gesichert und die meisten gaben gerade ihre Pässe bereitwillig einem Agenten des Busunternehmens um den All-Inclusive Service der Grenzüberquerung zu nutzen. Denn für weitere $ 30 ($20 Visum, $10 (Schmiergeld + Agent)) werden die Pässe schnell in Serie bearbeitet und der Agent kümmert sich ums Schmieren der Beamten. Wir wollten uns aber auf keinen Fall darauf einlassen.

An der Grenze angekommen wurden wir noch auf laotischer Seite zunächst aufgefordert unser Visum mit einem Ausreisestempel versehen zu lassen und unsere Departure Card abzugeben. Dieser freundliche Service kostet $ 2 und der Beamte war nicht bereit einen Finger zu bewegen ohne seine 2 $ zu kassieren. Alle freundlichen aber bestimmten Versuche den Stempel ohne diese Zahlung zu erhalten waren vergeblich, denn alle meine Argumente und Einwände wurden mit „Two Dollar – or no stamp“ beantwortet. Irgendwann schloss der Mann sein Fensterchen und ignorierte uns komplett. Ein paar andere Reisende waren verständlicherweise so langsam etwas genervt, dass wir den Laden aufhielten, andere haben uns jedoch in unserem Versuch die Korruption zu unterbinden moralisch unterstützt. Sauer wurde ich jedoch als ein Asiate mich fragte, woher ich käme nur um dann selbstgefällig von sich zu geben: „This is not Germany, Man! It’s only 2 dollars.“ Ach wirklich?

Also haben wir die Wartenden vorbeigelassen, die alle schön brav sich ihre Stempel erkauft haben. Als wir uns jedoch dann den Stempel, auf den die Kambodschanischen Grenzbeamten so viel wert legten, einmal näher ansahen stellten wir fest, dass nur das Wort „used“ auf das (ab dann sowieso ungültige) Visum gestempelt wurde.

Es dämmerte uns dass dieser Stempel einfach völlig unnötig ist, da er normalerweise nur dazu benutzt wird bei der Einreise das Visum als „angetreten“ zu markieren. Da der Beamte aber weiterhin nicht mit sich reden ließ und auch unsere „Departure Card“ nicht annahm, haben wir es einfach riskiert und Laos ohne jegliche Formalitäten verlassen. Niemand hielt uns auf, jedoch währte unsere Euphorie die erste Hürde hinter uns gelassen zu haben nur kurz, da wir es gleich mit den nächsten korrupten Beamten zu tun bekamen – diesmal allerdings auf kambodschanischer Seite.

The actual VISA office at the cambodian Border

The building you see at the top of the post ist actually not in use. The actual VISA office at the cambodian Border looks like this.

Die Beamten der Visumsvergabe haben sogar ein ganz offiziell wirkendes laminiertes Schild vor sich liegen durch das auf $20 Visumskosten und 5$ Stempelgebühr hingewiesen wird. Nur passend, dass die Visumsvergabe in einem aufgestelltem blauen Container erfolgt und nicht in dem dafür vorgesehen eindrucksvollen Grenzgebäude was kurz dahinter steht. Die drei Beamten weigerten sich also vehement auf ihr Schmiergeld zu verzichten, aber auch wir waren auf keinen Fall bereit uns auf ihre Bedingungen einzulassen. Es entwickelte sich dementsprechend ein Wettkampf der Beharrlichkeit. Nach einigem freundlichen Hin und Her entschieden wir uns dazu die Pässe auf ihren Tisch liegen zu lassen und uns mit direktem Blickkontakt vor ihnen auf eine Bank zu setzen um abzuwarten. Wir hatten Zeit, Geduld und Ausdauer und das wollten wir sie auch wissen lassen. Die Beamten waren jedoch so an ihre Zulage gewöhnt, dass sie von unserer Aktion völlig unbeeindruckt schienen.

Und während wir dort also warteten und versuchten auf unserem Standpunkt zu beharren, kamen viele Touristen und Reisegruppen durch die alle brav ihre 5 Dollar Gebühr berappten, viele vermutlich sogar ohne sich über eine Stempelgebühr zu wundern. Nachdem wir schon über eine halbe Stunde dort saßen, wollte ein Agent der gerade Dutzende an Pässen im Akkord bearbeiten ließ sogar die 10 $ Stempelgebühr für uns berappen. Er war sogar schon dabei den Beamten das Geld zu geben, was wir aber noch rechtzeitig verhindern konnten. Aufgrund dieser netten Geste war ich gerade dabei meinen Eindruck über ihn zu revidieren, als er jedoch hinzufügte: „I help you, I pay for you, 10 $ is nothing for me, but if you don’t have money you shouldn‘t travel!“ Wirklich?

Das zeigte uns einfach mal wieder wie viel die Korruption und gleichgültige oder unbedarfte Touristen in einem Land kaputt machen. Die Agenten und Grenzbeamten, auch wenn sie einen Teil davon an ihre Bosse abdrücken müssen, verdienen unverschämt viel Geld an einem Tag. Sogar an dieser weniger frequentierten Grenze mit moderat geschätzten 400-500 Touristen pro Tag, teilen sich die 5 laotischen Beamten also zwischen $ 2000-2500 Dollar und verdienen so zwischen $ 400 – 500  an einem Tag. Das ist ja für deutsche Verhältnisse schon richtig viel (um die 10.000 € im Monat), aber wenn man das mal in Relation mit den 2 Dollars am Tag setzt, von dem ca. 50 % der Kambodschaner und Laoten leben müssen, dann ist das so pervers viel, dass wir Touristen alles dafür tun müssen dieses Ungleichgewicht zu stoppen – denn WIR sind einer der Gründe, dass das Gehaltsgefüge immer weiter auseinander geht und die Preise immer weiter steigen und die Misere der Armen noch verschärft.

Geld ist Macht, egal in welchem Land auf dieser Erde, aber in solchen Ländern mit so viel Verzweiflung und Armut ist wirklich alles käuflich und ich wage zu bezweifeln, dass auf diese Art verdientes Geld zu guten Taten führt. Aber die Korruption wächst und erstreckt sich so bis ins tiefst soziale Gefüge eines Landes bis sie irgendwann nicht mehr auszumerzen ist und das Land langfristig lähmt und zur Ausbeutung durch Drittländer freigibt. Und welcher Mensch kann von sich behaupten der Verlockung so viel Geldes widerstehen zu können wenn der Alltag von dem ständigen Ringen danach geprägt ist?

Daher sind wir der festen Überzeugung, dass man als Tourist in einem fremden Land, insbesondere einem mit einer unterlegenden Infrastruktur, eine große moralische Verantwortung hat. Viele Traditionen und Werte (auch die Kleiderordnung) sind zu akzeptieren aber bei anderen Dingen heißt es ein gutes Vorbild zu sein, denn das kann eine Chance sein ein Land zum Positiven zu verändern. Genau so selbstverständlich wie es für uns sein muss keinen Abfall einfach auf den Boden zu werfen, sollte es sein kein Schmiergeld zu bezahlen, auch wenn es nur die berühmten “paar Dollar sind, die uns nicht weh tun. Denn nur wenn wir die allgegenwärtige Korruption in so einem Land nicht akzeptieren, gibt es eine Chance dieses System, dass so schädlich für die Entwicklung eines Landes ist, zu bekämpfen. Für die Einheimischen ist es nahezu unmöglich das Geflecht der Korruption zu zerstören da die Konsequenzen für ihr soziales Umfeld von schwerer Natur sein können. Aber wir können einschreiten und versuchen einen Unterschied zu machen! Darum bitten wir alle aktiv der alltäglichen Korruption zu widersprechen und persönlichen Widerstand zu leisten – letztendlich tuen wir diesem Land dadurch etwas Gutes!

Aber wie ging unsere Geschichte der Grenzüberquerung eigentlich aus? Auch wenn uns zwischendurch ernsthafte Zweifel überkamen ob wir Erfolg haben würden, hielten wir noch bevor eine Stunde vergangen war unsere kambodschanischen Visas in der Hand und das ohne auch nur einen Dollar Schmiergeld zu bezahlen. Erstaunlicherweise haben wir durch unsere Aktion sogar letztendlich nicht mal Zeit verloren. Als wir endlich hinter der Grenze waren saßen dort nämlich noch alle anderen Backpacker aus Don-Det, die per Agentenservice über die Grenze geschleust wurden, und warteten gelangweilt auf die Abfahrt ihrer Busses. Der allerdings machte keinerlei Anstalten sich in nächster Zeit in Bewegung zu setzen, da er noch auf die Ankunft von einem Mini-Van wartete.

Um uns nicht wieder der Masse anzuschließen, haben wir uns von einem Kambodschaner in das nur eine Stunde entfernte Stung Treng mitnehmen lassen und sind so sogar noch vor den anderen aufgebrochen. Unterwegs hielt der Fahrer dann noch in der sengenden Hitze an um am Straßenrand aufgebahrtes Tropenholz zu begutachten und einzukaufen. Eine viertelstunde lang wurden die Baumstümpfe ganz genau begutachtet und anschließend noch leidenschaftlich über den Preis verhandelt.

4000 Islands - 7981

Die Kambodschaner sind nämlich leider verrückt nach diesem wertvollem und seltenen Tropenholz. Aber nicht nur um es für viel Geld ins Ausland zu verkaufen. Viele Geschäften, Hotels und auch Wohnungen sind mit mächtigen Möbeln, klobigen Statuen und Figuren aus lackiertem Tropenholz überfrachtet was meiner Meinung nach einfach nur gräßlich aussieht. Das Holz selbst ist natürlich edel anzuschauen, aber für jeden Stamm werden zig Quadratmeter Wald dauerhaft zerstört und der Erosion ausgesetzt.

Mal schauen was Kambodscha für uns bereit hält



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