Muddy muddy bloody Mentawai Islands (05.-13.07)

So, da haben wir es also tatsächlich gemacht und sind zu den vor Sumatra liegenden Mentawai Inseln gefahren. Ursprünglich war ja mal der Plan gewesen, dort surfen zu gehen. Aber die Preise der Beach Resorts (2000 Dollar für 14 Tage) hätten unser Budget doch deutlich gesprengt, und leider gibt es dort keine Strände mit Beachbreak, sondern nur Wellen die fast ausschließlich an messerscharfen Riffen brechen . Aber was für Wellen, manche Spots gehören zu den allerbesten Surfspots, die diese Welt zu bieten hat. Entsprechend groß ist auch der Andrang auf der Nachtfähre an braungebrannten muskelbepackten Surfertypen. Hin gehts meist unversehrt, aber zurück kommen einige mit fiesen cuts oder Abschürfungen – zumindest haben wir auf dem Rückweg zahlreiche versehrte gesehen. Tja, und inmitten dieser Jungs saßen dann also Amaia und ich (weißhäutig und schmächtig), und noch Peter und Chris, ein polnisches Vater-Sohn Gespann die sich gemeinsam mit uns ins Dschungel Abenteuer stürzen wollten. Die beiden haben wir im Hello Guesthouse in Bukittinggi kennengelernt und uns ihnen gleich angeschlossen für den Trip ins Ungewisse. Der Vater Peter ist als Arzt in England tätig und der absolute Abenteurer und Vollbluttrekker, sein Sohn erträgt die Rastlosigkeit seines Vaters mit Gleichmut, lässt sich aber dennoch häufig genug anstecken und so haben die beiden in Asien auch schon so einiges zusammen erlebt.

Die Fährfahrt war unterhaltsam – so viele Menschen drängen sich an Deck und unter Deck. Es gab unter Deck einen Raum mit AC und Betten, einen mit Betten ohne AC, und einen Aufenthaltsraum mit ein paar Stühlen. Wir hatten ne Pritsche im klimatisierten Raum reserviert, aber die Leute legen sich eh überall auf Matratzen auf den Boden, so dass wir beim Gang ins Bett über zahlreiche schlafende Leute wandern mussten. Mal von dem infernalischen Geruch der Toiletten abgesehen der über die Klimaanlage verteilt und aufkonzentriert wurde, war die Fahrt in Ordnung und wir sind am nächsten Morgen früh in Siberut angekommen. Unser Guide “Ed, not Eddie” hat nen Transport klargemacht und bald schon ging es im Motorkanu über einen braunen schlammigen Fluss rein in den Dschungel. Vom ersten Mentawai Haus, in dem wir auch gleich übernachtet haben, waren wir noch etwas enttäuscht, da alles sehr touristisch wirkte. Aber das Haus gehört dem traditionell lebenden Amangresi, der die nächsten Tage unser treuer Begleiter und hervorragender Koch sein sollte. Vom Schamanen des Hauses wurde uns dann noch gezeigt, aus welcher Baumrinde die Mentawai ihren traditionellen Lendenschutz hergestellt haben – aber ich habe aber in der ganzen Zeit keinen Mentawai gesehen, der einen solchen Schutz aus dieser Rinde getragen hat – sie ziehen mittlerweile auch Stoff vor. Sei’s Drum. Die Mentawai Häuser sind komplett aus Holz, haben keine Fenster und sind auf Stelzen angeordnet. Darunter leben und hausen deren Schweine, die ihren Reichtum darstellen und in unregelmäßigen Abständen dran glauben müssen, um als Opferschwein herzuhalten, wenn mal wieder etwas “geweiht” werden muss oder Feste anstehen.

Am nächsten Tag stand unser erster Trek an, zunächst ging es noch durch ein Regierungsdorf, die Mentawai sollen dazu angeregt werden ihren traditionellen Lebensstil aufzugeben und in diese Dörfer zu ziehen, wo sie fließend Wasser haben und auch Strom über Solarpanels. Dann aber sollten wir den ersten Vorgeschmack darauf bekommen, was uns die nächsten Tage erwartete. Durch den Dschungel ging es für ein paar Stunden entlang kaum sichtbarer Pfade und vor allem durch tiefen und dicken Matsch. Was für ein Moloch. Peter und Chris hatten noch vorgesorgt und sich hohe Gummistiefel in Bukittinggi besorgt, aber bei Schuhgröße 43 ist hier in der Regel Schluss – also musste ich mit meinen Neopren Schuhen (immerhin) tief eintauchen ins “Abenteuer” Dschungel. Am Ziel angekommen, dem Haus von Gati und Tuka (zwei relative junge Schamane von denen einer gerade ein neues Tattoo bekommen hatte) hatten wir das Geühl, endlich mehr vom echten Leben der Mentawai mitzubekommen – aber erstmal versprach der Fluß willkommende Abkühlung und Gelegenheit zum Waschen. Die nächsten Tage haben wir die Großfamilie langsam kennengelernt und dabei versucht die Sprachbarriere zu überwinden. Da unser Guide wenig Antrieb verspürte uns in der Hinsicht als Dolmetscher zu helfen (er palaberte lieber zu seiner eigenen Unterhaltung mit den Leuten) gestaltete sich das schwieriger als gedacht. Aber der Zugang gelang über die mitgebrachten Geschenke für die Kinder (Lutscher, Stifte und Papier), so dass wir uns schon bald auf dem Holzboden liegend wiederfanden beim Malen von allerlei Tieren inklusive der pädagogisch wertvollen Beschriftung in Mentawai und Englisch – wir sind ja nicht zum Spaß dort 😀 Gemeinsam mit der Familie haben wir in den nächsten Tagen Kokosnüsse gepflückt und beim Sagu machen und Durianfrucht sammeln zugeschaut. Sagu ist ein wertvoller Baum der Mentawai, denn der Stamm wird zunächst komplett geraspelt und dann mit viel Wasser eine Art Mehl rausgewaschen, dass anschließend in Blättern oder Bambus zu etwas Brot-ähnlichem gebacken wird. Sagu ist das Hauptnahrungsmittel der Mentawai, geschmacklich nicht sensationell, aber immerhin. Auf den Fotos ist auch zu sehen, wir Durian Früchte geschlagen werden. Die Dinger sind so groß wie Ananas, hängen aber leider ungünstigerweise unfassbar hoch auf so circa 20-30 Meter. Wenn Saison ist, bauen sich die Mentawai so eine Art Kletterhaken und kraxeln da wirklich, vorsichtig aber dennoch leichtfüßig, in diese Höhen und schlagen diese Stacheligen Früchte ab. Essen kann man davon nur die Hülle die den Kern umgibt, also im Vergleich zur Größe nahezu gar nichts. Amaia die alte Vegetarierin hat sogar mit den anderen Frauen noch Fische und kleine Krebse gefangen, .

Die Tage mit der Familie haben uns super gut gefallen und man hat gemerkt, dass Sie zwar wissen, dass wir nur Touristen sind und bald wieder gehen werden, aber dennoch haben sie einfach das gemacht, was sie sonst auch machen würden. Ein festes Programm gab es auch nicht – Peter hat es da echt verstanden unseren schwerfälligen Guide anzutreiben ein paar mehr “Aktivitäten” einzuleiten – so sind wir z.B. in den Genuß gekommen, Maden zu sammeln und im Anschluss geröstet zu vertilgen. Die kleinen waren ja noch einfach zu essen, bei den Daumengroßen Viechern mit scharfen Beißwerkzeug war das schon was anderes. Aber sogar der Nachwuchs (Fotos) ging mit den Viechern schon spielend und völlig entspannt um, auch wenn das Kopf abzwacken etwas länger dauerte …

Der nächste Trek zu einem einsam lebenden Mentawai, der uns die Zubereitung von Pfeilgift gezeigt hat, hat uns dann alles abverlangt – es hatte zuvor stark geregnet und fast die ganze Strecke bestand nur aus tiefen Matsch. Überall Moskitos und Schlamm, dazu Blutegel und stechende Planzen. Unsere Beine und Arme sahen dementsprechend aus. Zusammengezählt  mit dem Marsch am nächsten Tag, musste ich mir 8 Blutegel vom Leibe kratzen und 4 weitere konnte ich schon töten als sich gerade über meinen Wanderstock hochschleichen wollten. Diese agilen Viecher sind echt unglaublich – vor allem unglaublich ätzend – deren “Biß” ist auch echt schmerzhaft.

So blicken wir nun zurück auf eine eindrucksvolle aber auch anstrengende Woche zurück. Wir haben viel erlebt und gesehen, die traditionelle Lebensart der Mentawai wird sicher nicht auf Dauer überleben können und sind wir froh eine kleinen Einblick erhalten zu haben in diese spannende und so ursprüngliche Kultur. Aber uns reicht es jetzt mit Dschungel, gerade plagen wir uns anscheinend mit Flohbissen rum, die wir während dieser Tage gesammelt haben. Vielleicht ein kleines Andenken der Haushunde dort, die sich ständig kratzen und deren Fell schon komplett wund und blutig war. Wir haben noch versucht mit Antibiotika zu helfen, weil wir an eine Hautentzündung gedacht hatten und uns die armen Viecher so leid getan haben – aber anscheinend hatten sie einfach nur Flöhe … Hurra

Wir haben auf jeden Fall erstmal genug von Blutsaugern jeglicher Art !!!

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3 thoughts on “Muddy muddy bloody Mentawai Islands (05.-13.07)

  1. Ihr Lieben, da sind wir aber froh, dass Ihr einigermaßen wohlbehalten wieder aus dem Dschungel entlassen wurdet! Wir wünschen Euch nun weniger “getrübte Freude”.

    War unsere “indirekte Kommunikation” über Arne erfolgreich?

    Wir hatten jedenfalls neun “umwerfende” Tage in St. Petersburg, es gab unglaublich viel Beeindruckendes aus der Zarenzeit (wieder original aufgebaut) zu sehen. Auch die Stadt gefiel uns sehr!

    Gestern kamen wir von unseren 4 Tagen “Ausflug” zu Saale und Unstrut zurück. Herrliches Wetter, eine wunderschöne Landschaft, viel zu sehen, z.B. die Himmelsscheibe in Nebra (3.600 Jahre alt), und es war eine nette Gruppe aus der hiesigen Gegend.

    Viele Grüße und bleibt gesund

    Die Griesheimer

  2. ai ama!!! gutten mothier!!!

    zelako ilusiñue blog hau irakurtzie!!! holan geuk be biajau geinke zeukin batera!!

    muakaaa

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